Intubation: Methoden im Überblick

Intubationsvorgang

Die Intubation ist ein Verfahren, das hauptsächlich in der Anästhesie sowie in der Intensiv- und Notfallmedizin angewendet wird. Sie ermöglicht die Sicherung der Atemwege bei bewusstlosen, narkotisierten oder sedierten Patienten durch das Einführen eines Endotrachealtubus, über den eine künstliche Beatmung erfolgen kann. Je nach Patientenzustand, anatomischen Gegebenheiten und Verfügbarkeit von Hilfsmitteln gibt es unterschiedliche Methoden der Intubation. Während die klassische direkte Laryngoskopie nach wie vor weit verbreitet ist, gewinnen moderne Verfahren wie die Videolaryngoskopie oder die fiberoptische Intubation zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus existieren alternative Zugangswege wie die nasale Intubation oder die Koniotomie, die insbesondere in Notfallsituationen von großer Relevanz sind.

In diesem Artikel möchten wir einen Überblick über die verschiedenen Techniken und ihre Durchführung geben.

Direkte Laryngoskopie

Die direkte Laryngoskopie ist die klassische Methode zur Intubation, bei der ein Laryngoskop mit direkter Sicht auf die Stimmbänder verwendet wird. Der Patient wird in die „Schnüffelposition“ gebracht, wobei der Kopf leicht nach hinten gebeugt und der Nacken gestreckt wird. Anschließend wird ein Laryngoskop mit Macintosh- oder Miller-Spatel in den Mund eingeführt, um die Zunge zur Seite zu verdrängen und die Glottis sichtbar zu machen. Ein Endotrachealtubus wird durch die Stimmbänder in die Trachea eingeführt und die korrekte Lage überprüft.

Frau mit Laryngoskop

Verwendete Produkte:

  • Laryngoskope,
  • MIL- oder MAC-Spatel
  • Standard-Endotrachealtuben

Vorteile:

  • Bewährte und weit verbreitete Methode
  • Keine teure Spezialausrüstung erforderlich
  • Schnelle Durchführung bei erfahrenen Anwendern

Praktisches Vorgehen:

Der Patient wird in die „Sniffing Position“ gebracht, wobei der Kopf leicht nach hinten gebeugt und der Nacken gestreckt wird. Anschließend wird ein Laryngoskop mit Macintosh- oder Miller-Spatel in den Mund eingeführt, um die Zunge zur Seite zu verdrängen und die Glottis sichtbar zu machen. Ein Endotrachealtubus wird durch die Stimmbänder in die Trachea eingeführt und die korrekte Lage überprüft, beispielsweise durch Kapnographie oder Auskultation.

Videolaryngoskopie

Bei der Videolaryngoskopie kommt ein Laryngoskop mit integrierter Kamera zum Einsatz, wodurch die Stimmbänder indirekt auf einem Bildschirm dargestellt werden. Das Videolaryngoskop wird eingeführt, ohne dass eine direkte Sicht auf die Stimmbänder erforderlich ist. Der Tubus wird unter Kameraführung platziert, und die korrekte Lage kann leicht überprüft werden.

Relevanz laut S1-Leitlinie Atemwegsmanagement 2023: Laut der aktuellen S1 Leitlinie Atemwegsmanagement 2023 wird der Einsatz von Videolaryngoskopen insbesondere bei schwierigen Atemwegen empfohlen. Die Leitlinie hebt hervor, dass die Videolaryngoskopie im Vergleich zur direkten Laryngoskopie eine höhere Erstintubationserfolgsrate aufweist und dabei hilft, Komplikationen wie ösophageale Fehllagen oder Zahnschäden zu reduzieren. Besonders in der Notfallmedizin sowie bei weniger erfahrenen Anwendern wird die Videolaryngoskopie als bevorzugte Methode empfohlen, um eine sichere Intubation zu gewährleisten.

Videolaryngoskop im Einsatz

Verwendete Produkte:

Vorteile:

  • Verbesserte Sicht auf die Glottis, besonders bei schwierigen Atemwegen
  • Höhere Erfolgsrate als bei direkter Laryngoskopie
  • Besonders vorteilhaft für weniger erfahrene Anwender

Praktisches Vorgehen:

Das Videolaryngoskop wird mittig eingeführt, wobei der Blick vollständig auf den Bildschirm gerichtet bleibt. Die Glottis wird unter Kamerasicht identifiziert, anschließend wird der vorgeformte Endotrachealtubus (Hockey-Position) vorsichtig durch die Stimmritze vorgeschoben. Nach Cuffblockung erfolgt die Lagekontrolle über Kapnografie, Thoraxexkursion und Auskultation. Abschließend wird der Tubus fixiert und die Beatmung fortgesetzt. Die Methode bietet insbesondere bei schwierigen Atemwegen eine bessere Sicht und höhere Intubationssicherheit.

Bronchoskop in einer Hand mit einem Handschuh

Fiberoptische Intubation

Die fiberoptische Intubation erfolgt mithilfe eines flexiblen Bronchoskops, das eine direkte Sichtkontrolle während der Intubation ermöglicht. Das Bronchoskop wird entweder oral oder nasal eingeführt, um die Stimmbänder zu identifizieren und den Tubus in die Trachea zu schieben. Diese Methode eignet sich besonders für wache Intubationen und schwierige Atemwege, ist jedoch zeitaufwendiger und erfordert viel Erfahrung.

Verwendete Produkte:

  • flexible Bronchoskope
  • Endotrachealtuben mit großem Lumen
  • Nasopharyngealtubus

Vorteile:

  • Ideal für wache Intubation
  • Besonders geeignet bei schwierigen Atemwegen

Praktische Vorgehen:

Das Bronchoskop wird oral oder nasal eingeführt, bis die Glottis sichtbar ist. Der Endotrachealtubus oder Nasopharyngealtubus wird über das Bronchoskop in die Trachea vorgeschoben. Dabei kann eine wache oder sedierte Intubation durchgeführt werden, häufig mit Unterstützung von Lokalanästhetika zur Reduktion des Würgereflexes.

Intubation über supraglottische Atemwege

Bei dieser Methode erfolgt mit Hilfsmitteln wie Larynxmasken oder Larynxtuben, die über der Glottis platziert werden und eine Beatmung ermöglichen, ohne dass der Tubus direkt in die Trachea eingeführt wird. Diese Methode stellt insbesondere in Notfallsituationen eine wertvolle Alternative dar, wenn eine konventionelle Intubation nicht auf Anhieb gelingt oder die Atemwegssicherung schnell erfolgen muss. 

Besondere Relevanz in der Notfallmedizin: In präklinischen Notfallsituationen oder bei schwierigen Atemwegen stellt die supraglottische Intubation eine lebensrettende Alternative dar. Sie wird insbesondere dann empfohlen, wenn eine konventionelle endotracheale Intubation nicht sofort gelingt oder aus anatomischen oder traumatischen Gründen erschwert ist. Die einfache Anwendung ermöglicht es auch weniger erfahrenem Personal, eine rasche Atemwegssicherung vorzunehmen, was sie zu einer essenziellen Option im Notfallmanagement macht.

Three Laryngealmasks

Verwendete Produkte:

  • Larynxmasken
  • i-gel supraglottische Atemwegshilfe
  • Larynxtuben für Notfallmedizin

Vorteile:

  • Schnell und einfach durchführbar
  • Besonders geeignet für Notfälle mit schwierigem Atemweg
  • keine direkte Manipulation der Stimmbänder erforderlich
  • Schnelle Oxigenierung in kritischen Situationen

Praktisches Vorgehen:

Nach der Induktion einer Narkose oder einer tiefen Sedierung wird die Larynxmaske oder der Larynxtubus in den Mund eingeführt und bis zur korrekten Platzierung über der Glottis vorgeschoben. Die korrekte Lage wird durch die Kapnographie und die Beobachtung der Thoraxexkursion überprüft. Im Notfall kann eine supraglottische Atemwegshilfe innerhalb weniger Sekunden eingesetzt werden, um eine sofortige Oxygenierung und Ventilation zu ermöglichen. Falls eine definitive Atemwegssicherung erforderlich ist, kann unter bestimmten Bedingungen eine nachträgliche endotracheale Intubation über die Larynxmaske erfolgen (sog. „Second-Step-Technik“).

Koniotomieset

Notfall - Koniotomie

Die Notfall-Koniotomie stellt die Ultima Ratio dar, wenn keine andere Methode zur Atemwegssicherung mehr möglich ist. Sie wird bei einem „Can’t intubate, can’t oxygenate“ (CICO) Szenario angewendet. Dabei wird ein Zugang zur Trachea über die vordere Halsregion geschaffen, indem eine Hautinzision im Bereich des Ligamentum cricothyroideum vorgenommen und ein Tubus oder ein Koniotomie-Set eingeführt wird.

Verwendete Produkte:

  • Koniotomie-Sets
  • Skalpell-Bougie-Technik

Vorteile:

  • Lebensrettend in Notfallsituationen
  • Letzte Option, wenn keine andere Methode möglich ist

Praktisches Vorgehen

Der Patient wird in Rückenlage gebracht und das Ligamentum cricothyroideum wird identifiziert. Eine Hautinzision wird durchgeführt, und mit einer Bougie oder einem speziellen Koniotomie-Set wird ein Zugang zur Trachea geschaffen. Anschließend wird ein Tubus über die Öffnung platziert und gesichert.

Nasotracheale Intubation

Die nasotracheale Intubation wird durch die Nase durchgeführt, wobei der Tubus mit direkter oder fiberoptischer Sichtkontrolle in die Trachea platziert wird. Nach einer Lokalanästhesie und Vasokonstriktion der Nasenschleimhaut wird der Tubus durch das Nasenloch vorgeschoben und final mit einem Laryngoskop oder Bronchoskop in die korrekte Position gebracht.

Example of Nasopharyngeal airway

Verwendete Produkte:

  • Nasopharyngealer Tubus
  • Magill-Zange
  • Nasenspekulum
  • Absaugschlauch
  • Gänsegurgel zur Tubusverlängerung

Vorteile:

  • Ideal für wache Intubation
  • Besonders geeignet bei schwierigen Atemwegen

Praktische Vorgehen:

Nach einer Lokalanästhesie und Vasokonstriktion der Nasenschleimhaut wird der Tubus vorsichtig durch das Nasenloch eingeführt und entlang des Nasenbodens vorgeschoben. Sobald der Tubus in den Pharynx gelangt, wird er mit Hilfe eines Laryngoskops oder Bronchoskops und einer Magil-Zange weitergeführt und in die Trachea platziert.

Was ist nun die beste Methode?

Die Wahl der richtigen Intubationsmethode hängt von der Situation, dem Patientenzustand und der Erfahrung des Anwenders ab. Während moderne Techniken wie die Videolaryngoskopie und die fiberoptische Intubation die Sicherheit und Erfolgsrate verbessern, bleibt die direkte Laryngoskopie eine bewährte Standardmethode. In Notfällen, in denen keine andere Möglichkeit besteht, kann die Koniotomie als letzte Maßnahme notwendig sein.

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